„Eltern sind mit Freude dabei“
Kreisweites Pilotprojekt in Senden.
Im DRK-Kindergarten „Steverspatzen“ läuft die erste kreisweite „Rucksack-Kita-Gruppe“. Es handelt sich um ein gemeinsames Bildungsprogramm für Eltern und Kinder mit internationaler Familiengeschichte. Es dient der Sprachförderung und zugleich der Integration.
Mütter aus fünf Ländern mit fünf verschiedenen Sprachen an einem Tisch: Rumänisch, Serbisch, Kurdisch, sowie das in Pakistan gesprochene Urdu und das eritreische Tigrinya klingen an. Und trotzdem verstehen sich die Frauen gut – nicht nur dank erster Deutschkenntnisse verbal, sondern auch menschlich, betont Andrea Kampmann, Erzieherin in der DRK-Kita „Steverspatzen“. Gemeinsam mit Andrea Engelking und Veronika Ueing vom Kommunalen Integrationszentrum des Kreises Coesfeld begleitet sie die internationale Elterngruppe, die sich einmal wöchentlich für zwei Stunden in der Einrichtung trifft. Es handelt sich um die erste „Rucksack-Kita-Gruppe“ im gesamten Kreis Coesfeld.
Während sich die Eltern in der Kita treffen, nehmen ihre Kinder dort am Alltag teil. „Rucksack-Kita ist ein Bildungsprogramm für Eltern mit internationaler Familiengeschichte und ihre Kinder zwischen drei und sechs Jahren“, erklärt Engelking. Ziel sei es, die Integration sowie die allgemeine sprachliche Bildung der Eltern und Kinder anhand von einfachen Themen wie zum Beispiel „Körper“, „Familie“ oder „Kita“ zu fördern.
Am gestrigen Dienstag bastelten die Frauen beispielsweise Domino-Spiele zum Thema „Kleidung“. Mit Hilfe von selbst gestalteten Karten können sie nun auf unterhaltsame Weise zu Hause mit ihren Sprösslingen die Begriffe für die Textilien in der Muttersprache üben. „Die Mehrsprachigkeit steht als Potenzial der Kinder und Eltern im Fokus“, erläutert Engelking. Ferner werde die Bildungsarbeit des Kindergartens und der Eltern koordiniert. „Bei der Sprachförderung geht es um ganz alltägliche Dinge in der Kita oder zu Hause, die zur Verständigung aber sehr wichtig sind. Die Eltern fühlen sich bei uns wohl, wahrgenommen und akzeptiert. Und sie sind mit Freude dabei“, berichtet Einrichtungsleiterin Andrea Welzel.
Innerhalb der Gruppe fungiert die kurdischstämmige Sendenerin Semse Yalcin als Bindeglied zwischen den Eltern. Sie leitet die Kreativstunden und überbrückt Verständigungsschwierigkeiten. „Das funktioniert sehr gut. Und die Eltern sind hochmotiviert“, unterstreicht Kampmann.
Aufgrund dieser Erfahrungen ziehen Engelking und Ueing ein erstes Fazit: „Durch den offenen Austausch lernen sich alle Beteiligten besser kennen und können sich miteinander in der Einrichtung wohlfühlen“.
Zurzeit werden in den vier Gruppen der „Steverspatzen“ insgesamt 66 Kinder betreut. Etwa ein Viertel von ihnen wächst in Familien auf, in denen Deutsch nicht die Muttersprache ist. Diese Familien wurden zum „Rucksack-Programm“ eingeladen. Tatsächlich beteiligen sich sechs Eltern – fünf Mütter und ein Vater.
Das kreisweite Pilotprojekt ist am 23. Januar gestartet und läuft noch bis zum Ende des Kita-Jahres.
Von Siegmar Syffus
Pressebericht aus den Westfälischen Nachrichten vom 27.02.2018