Der Kampf um die Rettungskräfte
Neue Ausbildungsvorgabe bringt manche Träger in Bedrängnis.
Lüdinghausen
Vor fünf Jahren wurde die Ausbildung im Rettungsdienst auf neue Beine gestellt. Aus dem Rettungsassistenten wurde der Notfallsanitäter. Allerdings haben seither nicht alle Träger die Aus- und Fortbildung ihrer Mitarbeiter so vorangetrieben, wie es das DRK im Kreis Coesfeld getan hat. Nun werden dessen Mitarbeiter abgeworben.
Antrittsprämien, Hilfe bei der Wohnungssuche oder gar die Aussicht auf eine Beamtenstelle – laut Christoph Schlütermann, Vorstand des DRK-Kreisverbandes und damit zuständig für den Rettungsdienst im Kreis Coesfeld, ziehen momentan Träger anderer Rettungsdienste, Krankenhäuser mit Notfallambulanzen oder auch Feuerwehren aus dem Umland alle möglichen Register, um ihm die Mitarbeiter abzuwerben. Der Grund: „Wir haben frühzeitig unsere Hausaufgaben gemacht, manch andere nicht.“
Gemeint ist damit die bereits 2014 beschlossene gesetzliche Neuregelung für die Ausbildung von Rettungskräften. Dabei wurde aus dem bisherigen Rettungsassistenten der „Notfallsanitäter“. Dessen Ausbildung dauert ein Jahr länger und umfasst deutlich mehr Kompetenzen und Befugnisse, wie beispielsweise die Gabe von Medikamenten. „Diese Aufwertung der Ausbildung und damit des Berufsbildes wird von uns sehr begrüßt, geht es doch um die optimale Qualität der Rettungsarbeit, auf die die Bürger einen Anspruch haben“, betont Schlütermann.
Ausbildung kostet Zeit und Geld
Das Problem: Nicht nur die neuen Rettungskräfte müssen seitdem nach der neuen Regelung ausgebildet werden, sondern für alle bereits im Dienst befindlichen Rettungsassistenten ist eine umfangreiche Fortbildung samt Abschlussprüfung zwingend vorgeschrieben. Das kostet nicht nur Zeit, sondern auch eine Menge Geld.
Und da einige Krankenkassen sich bisher zieren, die Finanzierung zu übernehmen, hätten manche Träger zu lange abgewartet, so der DRK-Vorstand. „Und jetzt kommen sie in Zeitnot, denn die Nachschulung der Rettungsassistenten ist nur noch bis Ende 2020 möglich. Dann ist damit endgültig Schluss.“
Im schlimmsten Fall könne das dazu führen, dass Rettungswagen nicht mehr mit ausreichend Personal bestückt werden können und in der Garage bleiben müssen. „Wir haben unsere Mannschaft komplett und auch für unsere Ausbildungsplätze gibt es jedes Jahr genug Interessenten“, sieht Schlütermann die Lage vor Ort (noch) entspannt – so lange man die eigenen Leute an Bord halten könne. Aber: „Der Wettbewerb um die guten Fachkräfte im Rettungsdienst hat gerade erst begonnen“, ist sich der Fachmann sicher.
Von Beate Nießen
Pressebericht aus den Westfälischen Nachrichten vom 15.02.2019